Sensationsfund in Raniser Ilsenhöhle
„Ranis - Familiär seit 45.000 Jahren“
Sensationeller Fund in der Ilsenhöhle - Ranis schreibt die Menschheitsgeschichte Nordeuropas um
Unter der Leitung von Jean-Jacques Hublin, Shannon McPherron und Dr. Marcel Weiß vom MPI-EVA, Leipzig sowie Dr. Tim Schüler vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar führte ein internationales Forschungsteam von 2016 bis 2022 Ausgrabungsarbeiten direkt unterhalb von Burg Ranis in der Ilsenhöhle durch.
Der moderne Mensch (Homo sapiens) hat wissenschaftlich nachweisbar bereits vor über 45.000 Jahren in Ranis gelebt und dass bei Temperaturen, die etwa 7 bis 15 Grad kälter als heutzutage waren. Die ältesten gefundenen Knochenfragmente dieser Grabungen datieren auf eine Zeit vor 47.500 Jahren.
(Wissenschaftlich wird die Datierung solcher Funde auf das mittlere Alter der Fundobjekte zusammengefasst und somit hier auf mehr als 45.000 Jahre angegeben.)
„Zudem deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Homo sapiens diese Stätte bereits vor 47.500 Jahren sporadisch besiedelt hat“, sagt Helen Fewlass, EMBO Postdoctoral Fellow am Francis Crick Institute in London und ehemals am MPI-EVA. Dies ändert die bisherige Datierung der frühesten Besiedlung Nordeuropas durch den modernen Menschen.
Wie das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie am Donnerstag, 01. Februar 2024 in seiner gemeinsam mit dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie durchgeführten Pressekonferenz auf Burg Ranis mitteilte, zeigen die Funde auch, dass der moderne Mensch in Europa Werkzeuge entwickelt hatte, die Forscher bislang dem Neandertaler zugeordnet hatten.
„Die Fundstelle in Ranis erbrachte den Beweis für die erste Ausbreitung des Homo sapiens im nördlichen Europa“, so Jean-Jaques Hublin, emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts. „Es ist jetzt sicher, dass Steingeräte, von denen man dachte, dass sie von Neandertalern hergestellt wurden, definitiv von modernen Menschen stammen.“
Bei Grabungen in der Höhle unterhalb der Burg Ranis im Zeitraum von 2016 bis 2022 fand ein Wissenschaftler-Team um Jean-Jacques Hublin, tausende zersplitterte Knochenfragmente, darunter welche von Homo sapiens und Tieren.
Wie Dr. Marcel Weiß vom MPI-EVA mitteilte handelt es sich um Funde von mehreren Menschen, wahrscheinlich um einen Familienverband. Die dazugehörigen genauen Kern-DNA Abgleiche werden im Moment noch durchgeführt.
Die in den Fachjournalen »Nature« und »Nature Ecology & Evolution« veröffentlichten und auf den Ausgrabungen in Ranis beruhenden Studien belegen, dass der moderne Mensch und der Neandertaler über Jahrtausende in Mittel- und Nordeuropa nebeneinander lebten. Bisher gibt es allerdings keine Hinweise darauf, dass sich beide Menschengruppen am Fundort Ilsenhöhle trafen.
Bereits in den Jahren von 1932 bis 1938 wurde die Ilsenhöhle durch Dietrich von Breitenbuch bei Grabungen ausgiebig erforscht. Während der Kampagne 2016 bis 2022 schürfte das Team von Archäologinnen und Archäologen in noch unberührten Sedimenten in einer Tiefe von bis zu 8 Metern. Unter dem vor etwa 25.000 Jahren eingestürzten Höhlendach stießen sie auf Tausende zersplitterte Knochenfragmente, wobei 13 hiervon der Menschengruppe des Homo sapiens zugeordnet werden können.
Die wissenschaftlichen Auswertungen der aktuellen Grabungskampagne stehen noch am Anfang und man darf gespannt bleiben, welch international bedeutsame Erkenntnisse zukünftig noch präsentiert werden.
Die bisher untersuchten Funde jedoch sind der Beweis der frühesten Besiedlung des Homo sapiens in Mittel- und Nordeuropa und somit liegt der älteste bekannte Fundort des modernen Menschen Nordeuropas